Elyse Bellamy aus dem GSEC in München über neue Standards zur Speicherdauer von Aktivitätsdaten

Ihr Job: Datenschutz noch leichter machen

Sie arbeiten in unterschiedlichen Teams, in unterschiedlicher Funktion, an unterschiedlichen Produkten – und verfolgen doch das gleiche Ziel: GSEC- Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter berichten von neuen Privatsphäre- Features aus München, mit denen Nutzerinnen und Nutzer weltweit mit wenigen Klicks Entscheidungen zu ihren Daten treffen können

Als Jan Hannemann 2013 bei Google in München anfing, war er zunächst skeptisch. „Ich hatte gewisse Bedenken, wie wohl ein großer Internetkonzern mit dem Thema Privatsphäre umgeht.“ Heute, da der promovierte Informatiker sich in seiner Arbeit selbst damit befasst, sagt er: „Wir nehmen Datenschutz sehr ernst und unternehmen viel, um den Nutzern die Kontrolle ihrer Privatsphäre so einfach wie möglich zu machen.“ Hannemann ist einer von vielen Spezialisten, die im Münchner Google Safety Engineering Center (GSEC) in den vergangenen Monaten intensiv an Neuerungen unter anderem in der Google-Suche, dem Privatsphärecheck und der Speicherung von Aktivitäten gearbeitet haben. Gemeinsam mit seiner Kollegin Elyse Bellamy und seinem Kollegen Georg Kerath erzählt er, wie die Updates die Sicherheit der Nutzerinnen und Nutzer erhöhen und die Einstellung der persönlichen Privatsphäre erleichtern.

Produktmanager Jan Hannemann über Sicherheitseinstellungen via Google-Suche

Jan Hannemann arbeitet am Google Konto, der Schaltzentrale für Sicherheit und Datenschutz

„Aus Nutzerbefragungen wissen wir, dass nicht alle ihr Google-Konto aufrufen, wenn sie Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen prüfen oder verändern möchten. Stattdessen gehen viele vor wie so oft, wenn sie im Internet nach etwas suchen: Sie starten eine Anfrage im Google-Suchfenster. Deshalb haben wir einen Weg entwickelt, der Datenschutz und Sicherheit auch von dort aus sehr einfach zugänglich macht. Unsere Lösung heißt Onebox. Das sind kompakte, übersichtliche Infokästen, ähnlich jenen, die angezeigt werden, wenn man bei Google etwa nach einem Ort oder einer Person sucht. Die neuen Infokästen bekommen jedoch nur die jeweiligen Nutzerinnen oder Nutzer zu sehen. Die ersten werden diesen Sommer auf Englisch und später auch auf Deutsch verfügbar sein und zeigen in ihr Google-Konto eingeloggten Nutzerinnen und Nutzern individualisierte Informationen zu ihrem Google-Konto sowie zu Sicherheit und Datenschutz an. Wer beispielsweise ‚Ist mein Google-Konto sicher?‘ ins Suchfeld eintippt, wird auch über den Sicherheitsstatus des Kontos informiert, erfährt, ob es individuelle Empfehlungen gibt, und kann vom Kasten direkt zum Sicherheitscheck gelangen. Mir gefällt es, dass wir den Nutzerinnen und Nutzern mit dieser Funktion auf sehr einfache und praktische Art zeigen, welche Möglichkeiten sie haben, um ihre Daten zu schützen und zu kontrollieren.“

Über die Google-Suche erhalten eingeloggte Nutzer bald Informationen über ihr Google-Konto und ihre Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen

Auf einen Blick: Über die Google-Suche erhalten eingeloggte Nutzerinnen und Nutzer bald Informationen über ihr Konto und ihre Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen.

Senior Interaction Designer Elyse Bellamy über automatische Datenlöschung

Elyse Bellamy gestaltet Produkte und Nutzererfahrungen im GSEC in München

Elyse Bellamy

gestaltet als Senior Interaction Designer Produkte und Nutzererfahrungen im GSEC. Sie arbeitet eng mit Programmierern zusammen, damit die Nutzerinnen und Nutzer ihre Datenschutz- und Sicherheitseinstellungen möglichst leicht finden, verstehen und managen können.

„Unsere Nutzerinnen und Nutzer sollten darauf vertrauen können, dass ihre Aktivitätsdaten nur so lange gespeichert werden, wie es für sie hilfreich und nützlich ist – beispielsweise, um passende Empfehlungen für YouTube-Videos zu erhalten oder bestimmte Orte mit Google Maps zu finden. Mit meiner Arbeit im GSEC in München trage ich dazu bei, dieses Vertrauen zu stärken. Ein aktuelles Beispiel ist die ‚Default Retention‘, eine neue Standardeinstellung zur Speicherung von Web- und App-Aktivitäten. Damit werden all diese Daten bei neuen Nutzern automatisch nach 18 Monaten gelöscht, wenn sie nichts anderes einstellen. Beim standardmäßig deaktivierten Standortverlauf wirkt die automatische Löschung nach der ersten Aktivierung. Nutzerinnen und Nutzer mit bestehenden Google-Konten oder Aktivitätseinstellungen können weiterhin manuell jederzeit festlegen, ob die gespeicherten Aktivitäten nach drei Monaten, 18 Monaten oder gar nicht gelöscht werden. Im User Experience Team bin ich für das Design der Nutzeroberfläche zuständig und dafür, dass die Einstellungen leicht verständlich und nutzerfreundlich sind. Dafür arbeite ich sehr eng mit den Schreib- und Research-Experten im Team zusammen: Schließlich haben sowohl der Text als auch die Ergebnisse von Nutzerbefragungen einen großen Einfluss darauf, wie wir die Oberfläche optisch gestalten.“

Neuer Standard für Web- & App-Aktivitäten: Automatische Datenlöschung

Neue Standards: Nutzerinnen und Nutzer können einstellen, nach welchem Zeitraum ihre Web- und App-Aktivitäten automatisch gelöscht werden. Bei neuen Nutzerinnen und Nutzern sind für diese Daten 18 Monate voreingestellt.

Software Engineer Georg Kerath über die Personalisierung des Privatsphärechecks

Georg Kerath arbeitet als Softwareentwickler im Münchner Google Safety Engineering Center

„Digitale Privatsphäre ist ein elementares Gut, aber nicht alle verwenden die gleichen Produkte oder hinterlassen die gleichen Daten. Deshalb personalisieren und erweitern wir unseren Privatsphärecheck. Schon bisher kann man mit diesem Test im Google-Konto sehr einfach und schnell wichtige Datenschutzeinstellungen prüfen. Rund 200 Millionen Nutzer verwenden das Tool jedes Jahr. Mit dem Update in diesem Sommer schlägt das Tool erstmals von sich aus Einstellungen vor, die für die Nutzerin oder den Nutzer besonders relevant sein könnten. Wer beispielsweise Google Fotos nutzt, könnte im Privatsphärecheck einstellen, ob Bilder auch nach Gesichtern gruppiert werden sollen oder nicht. Andere Nutzerinnen und Nutzer des Privatsphärechecks wiederum würden dort darüber informiert, ob sie derzeit ihren Echtzeitstandort mit jemandem teilen und wie sie das verändern können. Sehr nützlich finde ich auch die Einbindung des Kontoinaktivität-Managers. Damit kann man festlegen, was mit bestimmten Kontodaten passiert, wenn man den Account für einige Zeit nicht verwendet hat, und ob man sie mit Vertrauenspersonen teilen will. Ich finde es toll, dass meine Arbeit an diesen Neuerungen dazu beiträgt, Datenschutz für alle Nutzer leichter zugänglich zu machen. Damit meine ich nicht nur Menschen, denen die bisherigen Einstellungen zu allgemein waren, sondern auch solche, die auf eine andere Aufbereitung angewiesen sind. Wir sind stets darum bemüht, dass der Privatsphärecheck auch mit digitalen Assistenztechnologien durchgeführt werden kann, zum Beispiel mit bestimmten Bildschirmvorlesern für sehbehinderte oder blinde Menschen.“

Im neuen Privatsphärecheck gibt es Vorschläge, die zum individuellen Nutzungsverhalten passen

Fotos: Constantin Mirbach (1), Lara Freiburger (3) Screenshots: Google

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