In sicheren Händen
Im »Google Safety Engineering Center« (GSEC) in München entwickeln Hunderte von Expertinnen und Experten Tools für mehr Datenschutz und Sicherheit in digitalen Anwendungen. Carmela Acevedo und Sabine Borsay sind zwei von ihnen. Hier sprechen sie über ihre Arbeit
Das »Google Safety Engineering Center« wurde im Mai 2019 von Googles CEO Sundar Pichai eröffnet: Mitten in München führt Google die weltweite Arbeit für Sicherheit und Datenschutz zusammen; dort entstehen branchenführende Sicherheitstechnologien, die Nutzerinnen und Nutzer im Netz schützen. Außerdem werden in dem Zentrum Tools entwickelt, mit denen User einfach und individuell selbst entscheiden können, welche Aktivitätsdaten zur Personalisierung und Verbesserung der Google-Dienste genutzt werden sollen. Dem verantwortungsvollen Umgang mit Daten widmen sich auch Softwareentwicklerin Carmela Acevedo und Sabine Borsay, Produktmanagerin Chrome.
Carmela, Sabine, wie beschreibt ihr das »Google Safety Engineering Center« Freundinnen und Freunden?
Carmela Acevedo: Wir sind eine Gruppe von mehr als 200 Datenschutz- und Sicherheitsfachleuten, die daran arbeiten, dass die Daten der Google-User online sicher sind. Das GSEC verfolgt außerdem das Ziel, möglichst vielen Menschen mit den richtigen Informationen dabei zu helfen, im Internet sicher unterwegs zu sein.
Sabine Borsay: Das GSEC ist ein Hub, in dem wir uns für Vertrauen und Sicherheit im Internet einsetzen. Außerdem treten wir mit Nutzerinnen und Nutzern in Kontakt: Wir laden Menschen ein, hören zu, tauschen Erfahrungen aus, stellen Fragen, um unsere Produkte noch besser an ihre Wünsche und Bedürfnisse anpassen zu können.
Warum befindet sich das GSEC eigentlich in München?
Sabine Borsay: Das hat unter anderem mit der deutschen Geschichte zu tun: Die Menschen in Deutschland schauen ganz genau hin, was mit ihren persönlichen Daten geschieht.
Carmela Acevedo: Außerdem hat die deutsche Ingenieurskunst in der Welt einen sehr guten Ruf!
Sabine Borsay: Also entschied Google, dass Deutschland der ideale Ort ist, um sich von dort aus der Weiterentwicklung des Datenschutzes im Internet zu widmen.
»Das GSEC ist ein Hub, in dem wir uns für Vertrauen und Sicherheit im Internet einsetzen«
Sabine Borsay, Produktmanagerin GSEC
Sabine, du arbeitest als Produktmanagerin im GSEC an der Sicherheit von Chrome, dem Browser von Google. Was macht eine Produktmanagerin?
Sabine Borsay: Mein Team sorgt dafür, dass User sicher im Internet surfen und ihre Nutzungserfahrung selbst steuern können. Als Produktmanagerin habe ich den gesamten Lebenszyklus eines Produkts im Auge – von der Idee über die Entwicklung eines neuen Features bis hin zur Markteinführung. Dabei arbeite ich mit Entwicklerinnen und Entwicklern sowie UX-Fachleuten zusammen.
Carmela, du bist Softwareentwicklerin und arbeitest an der Entwicklung von transparenten Privatsphäre- und Sicherheitseinstellungen. Was genau heißt das?
Carmela Acevedo: Mein Team befasst sich mit Datenschutzeinstellungen, die unsere Nutzerinnen und Nutzer selbst vornehmen können. Wir bauen Produkte wie den Privatsphärecheck, mit dem sie in wenigen Schritten wichtige Einstellungen im Google-Konto überprüfen und anpassen können. Wir sind auch verantwortlich für den sogenannten Google-Datenexport: Das ist ein Tool, mit dem Nutzerinnen und Nutzer ihre Google-Daten herunterladen können – sei es, um eine Sicherheitskopie zu machen oder sie bei anderen Anbietern zu verwenden.
Wie arbeitet ihr beide im Alltag zusammen?
Carmela Acevedo: Sabine kommt mit einer Idee zu mir, und gemeinsam denken wir darüber nach, wie man sie technisch umsetzen kann: Wie hoch wäre der Aufwand? Welche Vor- und Nachteile hätte die Lösung?
Sabine Borsay: Wir arbeiten im Grunde Hand in Hand an Projekten. Ich überblicke das Produkt, Carmela leitet die technische Entwicklung – und dann gibt es natürlich noch Expertinnen und Experten für UX-Design und -Research im Team.
Sabine, an welchem Projekt lässt sich deine Arbeit noch besser verstehen?
Sabine Borsay: Wir unterstützen zum Beispiel Menschen, die einen Laptop gemeinsam nutzen. Das ist besonders in Zeiten des Homeschoolings interessant – wenn die ganze Familie auf ein Gerät zugreift, können die Familienmitglieder durch verschiedene Chrome-Profile, ihre Chrome-Daten, wie ihre Lesezeichen oder ihren Browser-Verlauf, voneinander getrennt halten.
Mit welchem Vorteil?
Sabine Borsay: So können Schülerinnen und Schüler zum Beispiel in ihrem eigenen Profil Lesezeichen für ihre Hausaufgaben speichern.
Wie gehst du eine solche Aufgabe an?
Sabine Borsay: Normalerweise würden wir Menschen in unser »User Experience Lab« hier im GSEC einladen. In dem beschriebenen Fall jedoch wollten wir sehen, wie sie unser Produkt über Tage und Wochen hinweg annehmen – zu Hause, auf ihrem Laptop. Also schickten wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie digitale Prototypen, mit der Bitte, sie gut zwei Monate lang zu verwenden. Das freiwillige Feedback haben wir dann analysiert, mit den Entwicklerinnen und Entwicklern diskutiert und in unsere Arbeit mit einbezogen: Wie wurde das Produkt im Alltag genutzt? Haben es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut angenommen oder gab es Probleme? Das hilft uns auch besser zu verstehen, auf welche Bereiche wir uns konzentrieren müssen. Denn wenn wir ein neues Produkt oder eine Weiterentwicklung für Chrome herausbringen wollen, ist es hilfreich zu wissen, welche Bereiche vorher noch angepasst werden sollten.
Carmela Acevedo: Was Sabine bei Chrome macht, das machen wir für das Google-Konto. Die User stehen im Mittelpunkt unseres Handelns, und wir beziehen sie bei allen Aspekten der Produktentwicklung mit ein – während der Produktdefinition, der Produktentwicklung und auch nach der Produktfreigabe. Wir laden Nutzerinnen und Nutzer ins »User Experience Lab« ein oder besuchen sie zu Hause. Wir untersuchen beispielsweise, wie sie die Steuerelemente verwenden, die wir ihnen im Google-Konto anbieten. Verstehen sie den Zweck einer Schaltfläche, mit der der Standortverlauf ein- und ausgeschaltet wird? Brechen sie eine Aktion ab, wenn zu viel Erklärtext erscheint? Die Ergebnisse prägen Programmierung und Design.
Carmela, du hast eben bereits über den Google-Datenexport gesprochen. In welchen Fällen ist diese Anwendung hilfreich?
Carmela Acevedo: Damit kannst du beispielsweise Bilder aus dem Google-Konto zu anderen Anbietern übertragen oder auch Fitness-Daten herunterladen und abspeichern: So kann man mit Dokumenten oder Daten auch in einer anderen Umgebung arbeiten oder sie an einem anderen Ort speichern. Die Nutzerinnen und Nutzer haben auf diese Weise selbst die Hoheit über ihre Daten, die sie dann auch bei Google löschen können, wenn sie das möchten.
Sabine Borsay: Bei Chrome haben User die Möglichkeit, ihre Browser-Daten mit ihrem Google-Konto zu synchronisieren, um sie auf allen ihren Geräten zur Verfügung zu haben. Auch hier können Nutzerinnen und Nutzer ihre Daten jederzeit aus ihrem Google-Konto exportieren oder löschen.
»Die User stehen im Mittelpunkt unseres Handelns, und wir beziehen sie bei allen Aspekten der Produktentwicklung mit ein«
Carmela Acevedo, Softwareentwicklerin GSEC
Frauen sind in euren Positionen immer noch relativ selten. Wie seid ihr Softwareentwicklerin und Produktmanagerin geworden?
Carmela Acevedo: Während meiner Schulzeit habe ich mehrmals an der Mathe-Olympiade teilgenommen, was mir großen Spaß gemacht hat. Ich habe später dann Mathematik studiert und eines Tages an einem Informatikkurs teilgenommen. Der hat mir so gut gefallen, dass ich beschloss, den Studiengang zu wechseln.
Was hat dich so fasziniert?
Carmela Acevedo: Programmieren hat natürlich mit Mathematik zu tun. Allerdings gibt es für mich einen entscheidenden Unterschied: Beim Programmieren löse ich ein Problem und sehe, ob und wie die Lösung funktioniert. In der reinen Mathematik sind die Lösungen wesentlich abstrakter.
Braucht es mathematische Vorkenntnisse, um als Entwicklerin oder Entwickler erfolgreich zu sein?
Carmela Acevedo: Das glaube ich nicht. Die Fähigkeiten, die gute Softwareentwicklerinnen und -entwickler brauchen, sind viel weitreichender und vielfältiger.
Sabine, hattest du Programmiererfahrung, ehe du im GSEC anfingst?
Sabine Borsay: Ja, ich habe Informatik studiert, mochte die Theoretische Informatik und Mathematik aber immer lieber als das Programmieren an sich. Am meisten hat mich auch die menschliche Seite interessiert, die Mensch-Computer-Interaktion. Das Fach gab es damals noch nicht, deshalb habe ich Neurowissenschaften als Nebenfach gewählt. Es ist, wie Carmela sagt: In den meisten Aufgabenstellungen spielen neben dem Programmieren noch andere Fähigkeiten eine wichtige Rolle.
Welche sind das?
Sabine Borsay: Zum Beispiel ein Verständnis für die Psychologie und die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer. Gerade im GSEC müssen wir verstehen, welche Fragen und Sorgen die Menschen mit Blick auf den Datenschutz umtreiben.
Carmela Acevedo: Und ich weiß heute, wie wichtig gute Kommunikation ist: Wir tauschen uns den ganzen Tag aus, sprechen uns ab, gehen auch immer wieder Kompromisse ein. Das ist ein Teil unserer GSEC-Arbeit, den ich sehr schätze.
Fotos: Florian Generotzky
Cybersecurity
Google unternimmt vermutlich mehr für die Sicherheit Ihrer Daten im Internet als jedes andere Unternehmen der Welt.
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